Das Wort zum Sonntag – 7. Sonntag der Osterzeit

Liebe Pfarrgemeinde!

Für die Bibel spielen Abschiedsworte eine wichtige Rolle. Abschiedsworte sind auch deshalb so besonders, weil sie aus der Seele eines Menschen kommen. Deshalb sind sie Ausdruck des ganzen Menschen. Diese Worte könnten heilsam sein. Sie können aber auch eine große Belastung sein. Ich weiß von vielen Menschen, die darunter leiden, dass sie einen Fluch eines anderen Menschen ihr ganzes Leben lang tragen müssen.

Dagegen sind die Abschiedsworte Jesu, die wir im heutigen Evangelium hören, sehr heilsame Worte. "Bewahre sie, Vater!" Das kommt aus der Tiefe des Herzens! "Bewahre die Meinen." Hier sehen wir, dass Jesus uns alle, die an seinen Namen glauben, zu seinen Verwandten genommen hat. Er gibt uns schon den Anteil an seiner Person und identifiziert sich mit uns. Er steht hier als starker Anwalt vor dem Vater. Er bewahrt uns vor der Sünde, vor der Verzweiflung und vor dem Tod.

Es bewahrt aber nicht nur, sondern er bittet seinen Vater, dass er die Seinen heiligen soll.

Ist das nicht eine großartige Nachricht? Ich sollte noch geheiligt werden. Das heißt, Jesus wünscht, dass ich Anteil habe an seiner Göttlichkeit. Er wünscht, dass ich so werde, wie er – als Sohn Gottes oder Tochter Gottes. Das ist ein Zeichen, dass Jesus wirklich Gottes Sohn ist, weil er seinen Vater bittet, dass alle seine Jünger so werden wie er.

Was bedeutet das für uns hier und heute? In einer Welt, an der Krieg, Gewalt und Terror noch immer auf der Tagesordnung stehen? In einer Welt, in der Menschen auf der Flucht sind, weil sie in ihrer Heimat mit dem Tod bedroht werden, wo Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken und man den Eindruck hat, dass Weltgemeinschaft sich zurücklehnt und gleichgültig zuschaut?

Es bedeutet schlichtweg, so zu handeln, wie Christus jetzt an unserer Stelle handeln würde. Das heißt, wir sind in besonderes nachdrücklicher Weise dazu aufgerufen sind, Menschen in Not mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln zu helfen.

Und nur an unserer tatkräftigen Hilfe, die auch Nächstenliebe genannt wird, erweist sich, ob wir wirklich Christinnen und Christen sind.

Ihr Pfarrer